Prof. Dr. R. Dollase
Sport in der Erlebnisgesellschaft
Die Ökonomie und also auch der Freizeitsektor orientieren sich wie der Sport gerne an den sozialwissenschaftlichen Analysen der aktuellen gesellschaftlichen Situation, so als ob man von dort Richtlinien bekommen könnte, um Geschäft und Akzeptanz eigener Aktivitäten verbessern zu können. Konzepte wie die "Risikogesellschaft", "Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft", "Erlebnisgesellschaft", "Spaßgesellschaft", "Freizeitgesellschaft" oder "Wissensgesellschaft" lösen oft hektische Diskussionen und Betriebsamkeit aus, die nicht immer zu dem erwünschten Erfolg führen. Einerseits sind solche Pauschaldiagnosen der gesellschaftlichen Entwicklung aus methodischen Gründen falsch. Es gibt immer große Anteile, die sich von der jeweiligen Welle nicht erfassen lassen. Andererseits gehen solche Diagnosen davon aus, dass Bedürfnisprofile der Bevölkerung gesellschaftlich ständig neu konstruiert werden. Diese grundlegende Annahme ist immer dann falsch und führt zu ökonomischen Enttäuschungen, wenn dieser Konstruktion nicht die unwandelbaren anthropologischen Konstanten des Menschen beiseite gestellt werden. Die grundlegende Orientierung an den Bedürfnissen des Steinzeitmenschen ist, so die These, immer noch ertragreicher und erfolgreicher als die Orientierung an kurzlebigen Zeitgeistdiagnosen. Im Vortrag wird die These im Rekurs auf aktuelle Modellvorstellung des Mensch-Umwelt-Verhältnisses begründet.