Helmut M. Dietl
Lehrstuhl für Organisation und Internationales Management
Fachbereich 5
Universität Paderborn
Effizienz von Transferrestriktionen im europäischen Profifußball
In Praxis und Literatur werden Transferrestriktionen häufig als ineffizientes Ergebnis von Nachfragemonopolen auf Arbeitsmärkten charakterisiert. Der vorliegende Beitrag wider-spricht dieser Auffassung. Transferrestriktionen ermöglichen Wohlfahrtsgewiine, indem Einkommensrisiken von den (risikoaversen) Spielern auf (risikoneutrale) Vereine übertragen werden. Zu Beginn einer Spielerkarriere herrscht hohe Unsicherheit bezüglich der tatsächlichen Spielstärke eines Spielers. Nur wenige Spieler werden Superstars. Die meisten entwickeln sich zu Durchschnittsspielern. Einige können den Anforderungen der Profiliga auf Dauer nicht gerecht werden. Infolge dieser Ungewissheit werden risikoaverse Spieler versuchen, sich durch langfristige Verträge gegen zukünftige Einkommensschwankungen abzusichern. Die Vereine können die Spieler allerdings nur dann gegen Einkommensrisiken versichern, wenn sie sich entsprechend "rückversichern" können, d.h. wenn sie die Einbußen durch Spieler, die ihre Leistungserwartungen nicht erfüllen, durch Gewinne bei Spielern, die ihre Leis-tungserwartungen übertreffen, "quersubventionieren" können. Langfristige Spielerverträge sind jedoch asymmetrisch. Sie müssen von Seiten des Vereins eingehalten werden, während sie für den Spieler nicht zwangsläufig bindend sind. Die Gründe hierfür liegen zum einen in der Rechtsprechung, zum anderen in Nicht-Verifizierbarkeiten. Infolge dieser Asymmetrie können Vereine schwächere Spieler nicht durch stärkere Spieler quersubventionieren. Starke Spieler werden versuchen, ihre Verträge nachzuverhandeln oder einen Vereinswechsel zu erzwingen. Der Beitrag zeigt, wie das traditionelle Transfersystem, das in Europa eine fast hundertjährige Tradition besaß, es Vereinen ermöglicht, ihre Spieler trotz der vorliegenden Unsicherheiten und Asymmetrien gegen Einkommensrisiken zu versichern. Das traditionelle Transfersystem überträgt einen Großteil der Macht bei Transferverhandlungen von dem Spieler sowie seinem neuem Verein auf den bisherigen Verein. Falls der Spieler für diese Verlage-rung der (ex post) Verhandlungsmacht jedoch (ex ante) von seinem alten Verein durch ein höheres Einkommen kompensiert wird, stellt er sich insgesamt besser, da hierdurch aus Sicht des Spielers unsicheres in sicheres Einkommen transformiert wird. Im Ergebnis verdeutlicht der Beitrag, dass eine Lockerung oder Abschaffung der Transferrestriktionen - wie Sie u.a. von der EU gefordert wird - erhebliche Effizienzverluste zur Folge hat.